** Koppensteiner WAT Fünfhaus **

Unbelohnte Topleistung: 27-26-Niederlage in Hollabrun

50 Minuten lang den Tabellenführer entzaubert, beste Saisonleistung der gesamten Mannschaft, umso bitterer die knappe Niederlage: Koppensteiner WAT Fünfhaus unterlag im Nachtragsspiel der HLA CHALLENGE am Samstag auswärts gegen UHC Speed Connect Hollabrunn erst in den letzten zwei Minuten 27:26 (Halbzeit 11:13 für Fünfhaus). Wenn selbst UHC Manager Gerhard Gedinger danach von einem „glücklichen Sieg“ spricht, ist damit fast alles über dieses Spiel in der Weinviertel-Arena gesagt. Das Fazit könnte auch lauten: die längere Bank der Niederösterreicher hat gegen die kürzere Bank bei Fünfhaus gewonnen. Wer der Erstliga-Absteiger und Tabellenführer ist und wer der Tabellennachzügler, war bis zu den letzten zehn Spielminuten nicht zu erkennen. Dennoch musste Fünfhaus nach soviel Biss und Engagement punktelos die Heimreise antreten und bleibt mit 4 Punkten weiter Tabellenachter, während Hollabrunn doch noch weiter ungeschlagen von der Tabellenspitze lacht.

Beim Spiel in Hollabrunn wurde Fünfhaus-Kreisläufer Goran Vuksa für acht Jahre als Spieler bei den Niederösterreichern geehrt. Trotzdem erzielte er gegen seine Ex-Mannschaft dann zwei Tore. Foto: WAT Fünfhaus/Xavi Vegas

Es begann sehr amikal und feierlich in der Weinviertel-Arena: Gastgeber Hollabrunn überreichte dem jetzigen Fünfhauser Kreisläufer Goran Vuksa, der acht Jahre lang bis 2024 für die Niederösterreicher gespielt hat, als Dank ein Geschenk. Vuksa war sichtlich gerührt über diese Geste.

Dann ist die Zeit der Geschenke vorbei. Der Tabellenführer zieht ganz nach Papierform in knapp zehn Minuten auf 5:2 davon. Aber Fünfhaus hält dagegen, lässt mit einer starken Verteidigung mit jeder Minute in der ersten Hälfte weniger zu. Es ist Kapitän Lenny Fetz, der mit vollem Einsatz vorangeht und mit aller Wucht nach knapp 20 Minuten erstmals zur Führung mit 8:9 für Fünfhaus trifft. Viermal netzt Fetz in der ersten Hälfe ein. Im Tor wehrt Felix Friedel selbst dann ab, als ein Hollabrunner Angreifer mutterseelenallein wie der Wolf vor Rotkäppchen im Wald vor ihm auftaucht. Mit einem Auswurf auf das leere Hollabrunn-Tor baut Friedel die Fünfhaus-Führung auf 9:11 aus. Mit der überraschenden 11:13-Führung für den Underdog geht es in die Kabinen. Dabei können sich die Gastgeber noch bei ihrem Tormann Matic Gercar bedanken, der praktisch alle Flügelwürfe von Fünfhaus herausgefischt hat.

Wer nach der Pause sofort einen Sturmlauf der Gastgeber erwartet hat, wird von der Mannschaft von Koppensteiner WAT Fünfhaus, die sich mit allem Herzblut in die Partie schmeißt, schnell eines Besseren belehrt. Denn der eingewechselte Martin Raming macht es jetzt vom Flügel besser und holt nun sogar einen 11:16-Vorsprung heraus. Das Hollabrunner Publikum kann es fast nicht fassen. Mit dem in dieser Phase überragenden Regisseur Bence Stab, der sogar einmal per Flieger und insgesamt acht Mal trifft, finden die von Ivan Monev betreuten Fünfhauser meist im Handumdrehen eine Antwort auf ein Hollabrunner Tor. Dementsprechend lautet der Zwischenstand nach 47 Minuten immer noch 20:24 für Fünfhaus.

Bis dahin hat Koppensteiner WAT Fünfhaus den Tabellenführer alt aussehen lassen. Die Gastgeber setzen auf eine immer offensivere Abwehr und stellen sich schon bei neun Metern auf. Bei Fünfhaus schwinden nach und nach die Kräfte. Symptomatisch und zugleich wenig verwunderlich ist, dass nun Nachwuchs-Nationalteamspieler John Baxter nicht mehr die Durchschlagskraft der ersten Halbzeit hat, sondern wie ein Gummiball am Abwehrriegel abprallt. Die Folge ist, dass die Wurfausbeute immer schwächer wird. Hollabrunn zeigt sich charakterstark, wittert noch die Siegeschance und pirscht sich Tor um Tor heran. Nach 57. Minuten gelingt den Hausherren der Ausgleich zum 26:26.

Fünfhaus beendet in Unterzahl das Spiel. Nach wenigen Sekunden erfolgt nach der Zwei-Minuten-Strafe die weitaus empfindlichere Strafe im Match: Rade Radjenovic, einer der stärksten Hollabrunner, bringt das Publikum mit dem 27:26 zum Aufatmen und Jubeln zugleich. Aber dennoch hätte Fünfhaus zumindest mit einem Punkt heimkehren müssen. Eine Szene in der Schlussphase ist dafür entscheidend: Hollabrunn-Flügelspieler Felix Irrlacher behindert Oliver Scholz beim Wurf vom Flügel. In neun von zehn Fällen wird das mit Siebenmeter geahndet. In Hollabrunn passiert das nicht. Es spricht für die Fünfhauser Mannschaft und den Betreuerstab, dass die knappe Niederlage auf das Einknicken in den letzten zehn Minuten und die mangelnde Wurfquote in den letzten 13 Minuten zurückgeführt wird. Umgekehrt ist es so, dass man bei Hollabrunn mit so einem Sieg als Erstliga-Absteiger ungeschlagener Tabellenführer bleibt und um den Wiederaufstieg spielen kann.