Aller guten Dinge sind drei. Der Spruch bewahrheitete sich für Koppensteiner WAT Fünhaus. Fast unglaublich. Dank eines Offensivspektakels in der ersten Hälfte warf Fünfhaus mit dem dritten Sieg in der dritten Runde der HLA-CHALLENGE mit 32:35 (Halbzeit 13:22) den bisherigen Tabellenführer Handball West Wien im direkten Duell von der Tabellenspitze. Koppensteiner WAT Fünfhaus ist mit dieser Handball-Show mit sechs Punkten zumindest vorübergehend bis zum abschließenden Sonntagsspiel der drei Runde Spitzenreiter.
Da waren die Fünfhauser Fans in der Wiener Stadthalle B aus dem Häuschen. Der Grundstein wurde mit einem 9-Tore-Vorsprung bis zur Pause gelegt – wohl die beste Halbzeit seit der Rückkehr in die zweithöchste Liga im September 2021 – und das gegen den Favoriten und HLA-Meister der Vorsaison, der aus finanziellen Gründen dennoch den Abstieg antreten musste. Im Bild: Flügelspieler Severin Lampart, der zehn Tore beisteuerte (Foto: Xavi Vegas).
Nach kurzer Anlaufphase kommt das Fünfhauser Team in diesem Wiener Derby voll auf Touren, geht 3:5, 4:6 und später 9:13 in Führung. Beide Mannschaften liefern in der ersten Viertelstunde ein Offensivfeuerwerk. Allen voran der linke Flügelspieler Severin Lampert bei Fünfhaus. Schon nach 12 Minuten steht für den Vorarlberger bei Fünfhaus ein halbes Dutzend Tore zu Buche. Bei seinen schnellen Gegenstößen lässt er den sonst so starken West Wien-Tormann-Routinier Sandro Udovic noch älter aussehen als dieser tatsächlich schon ist. Neunmal netzt allein Lampert in Hälfte eins ein, am Ende sind es 10. Als Lampert nach 20 Minuten zum Verschnaufen auf der Fünfhauser Bank Platz nimmt, ist sein Ländle-Landsmann Morris Moosbrugger am rechten Flügel mit mehreren Toren zur Stelle, aber ebenso ein entfesselter Georg Mayr-Pranzender aus dem Rückraum.
Je länger die erste Hälfte dauert, umso mehr kommt die Fünfhauser Mannschaft mit Chefcoach Peter Schildhammer und Co-Trainer Ivan Monev in einen Spielrausch, während West Wien etliche technische Fehler unterlaufen. Jonas Kofler räumt in der Abwehr auf, im Tor zieht der nach einer Erkrankung wieder genesene Felix Friedel den West Wiener Werfern fast den Nerv. Zur Pause steht ein beinahe unfassbares 13:22 für Fünfhaus in diesem Wiener Derby auf der Anzeigentafel.
Die Pausensirene kommt zur Unzeit. Denn nach Wiederbeginn kehren die Fünfhauser mit dem Gedanken im Kopf zurück, den Vorsprung gegen die sicher stärker werdenden West Wiener verwalten zu wollen. Das wirkt nach der Offensiv-Show in den ersten 30 Minuten wie eine Hemmung und Lähmung. Während die Gastgeber in Grün Tor um Tor aufholen, wird jetzt der ins Tor zurückgekehrte West-Wien-Tormann Udovic zu einer kaum überwindbaren Wand. Sogar bei Zwei-Mann-Überzahl muss Fünfhaus ein Gegentor einstecken.
Es sind zwei Jugendnationalteam-Spieler bei Koppensteiner WAT Fünfhaus, die halbwegs cool bleiben: der stets enorm dynamische John Baxter, der einmal mit seinem tollen Einsatz den Ball bei der Mittelauflage ergattert und einen erfolgreichen Gegenstoß in einer schwierigen Phase einleitet. Noch mehr gilt das für Felix Bernkop-Schnürch, der bei einem Siebenmeter souverän trifft und nach knapp 50 Minuten den Vorsprung mit 23:28 bei plus 5 hält, als Fünfhaus gegen die anrennenden West Wiener bedenklich wankt. Mit 30:33 rund zwei Minuten vor dem Ende ist dann in diesem Wiener Derby die Entscheidung de facto gefallen. In den letzten Minuten hält es die Fünfhauser Fans dann nicht mehr auf den Sitzen, am Ende dürfen sie über ein 32:25 jubeln.
Fünfhaus-Trainer Peter Schildhammer musste nach diesem Match selbst erst einmal kräftig durchatmen. „Konzentrierte Leistung meiner Mannschaft, super Kampf. Es war ein wirklich tolles Derby. Schließlich war es doch ein verdienter Sieg für uns“, lautete seine erste Spielanalyse.